Pressestimmen

Der „Amoklauf“ im schwäbischen Memmingen war gar keiner, dennoch hüpfen die Schobers, Mayers, Grafes und Roths in bester Rumpelstilzchen-Manier im Kreis. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten, zu etwas anderem sind die ja ohnehin nicht zu gebrauchen. Die Presse hat sich eigentlich (relativ) zurückgehalten, zwar sind die vor Blödheit, Unwissen und Mißgunst strotzenden Artikel nicht ausgeblieben, ich hatte aber ehrlich gesagt mehr erwartet.

Im Gegenteil, mir sind sogar zwei ausnehmend gute Meldungen untergekommen, sehr erfreulich, das sollte auch einmal Erwähnung finden!

Da wäre zunächst einmal ein Kommentar von Andrea Kümpfbeck in der Augsburger Allgemeinen, sie beschreibt zunächst korrekt den Sachverhalt und kommt schließlich zu folgendem Schluß:

(…) Doch wie immer, wenn ein Jugendlicher an eine Waffe kommt und andere damit bedroht, kommt sofort der Ruf nach einer Verschärfung des deutschen Waffenrechts. Egal ob Erfurt, Winnenden, Ansbach, Memmingen: Es ist der immer gleiche Reflex.

Dabei kann kein Gesetz dieser Welt eine Straftat verhindern. Und keine noch so strenge Regelung wird einen Jugendlichen, der an eine Waffe kommen will, davon abhalten. (…) Müssten Waffen und Munition von Sportschützen zentral im Vereinsheim gelagert werden, wäre der 14-Jährige vielleicht dort eingebrochen. Oder in ein Waffengeschäft. (…)

Gratulation an Frau Kümpfbeck, dieser Kommentar zeugt von hohem (Sach-) Verstand und hebt sich somit deutlich von weiten Teilen der  anderweitig vereinnahmten Medienlandschaft ab!

Das zweite positive Beispiel liefert Uwe Jauß in der Schwäbischen Zeitung, er vertritt den vernünftigen Standpunkt daß das deutsche Waffengesetz streng genug sei, daß etwa ein Küchenmesser potentiell genauso gefährlich wie eine Pistole sei, wobei das eine streng reglementiert werde während das zweite in jedem Haushalt frei herumliege. Vor allem aber macht er sich Gedanken über die Hintergründe der Tat:

(…) Noch vor zwei, drei Jahrzehnten waren Waffen im Privatbesitz oft leicht zugänglich. Die Flinte stand im Kleiderschrank, der Revolver lag im Bettkästlein. Interessanterweise kamen damals in Deutschland Amokläufe höchst selten vor. Jugendliche waren schon gar nicht beteiligt. Dieses Phänomen taucht bei uns erst gegen Ende der 90er Jahre auf.

Warum es zu dieser Entwicklung kam, müssen Pädagogen und Psychologen klären. Der Gesetzgeber hat dagegen seine Arbeit getan. Mehr Paragrafen sind nicht nötig. (…)

Völlig richtig, in der reinen Verfügbarkeit eines Tatmittels liegt so ein Verhalten nicht begründet, das ist vielmehr ein gesellschaftspolitisches Problem. Und eindeutig mitschuldig daran sind auch jene Medien, die um jeden „Lercherlschas“ mit einer Schußwaffe einen Hype veranstalten als sei der dritte Weltkrieg ausgebrochen. Es ist eine alte Geschichte, die Medien haben sich beispielsweise bei U-Bahn-Selbstmorden den Verhaltenskodex auferlegt darüber nicht zu berichten um Nachahmungstäter zu verhindern. Bei Vorfällen mit (legalen) Schußwaffen scheint das aber aus irgendwelchen Gründen nicht möglich zu sein, weiß der Himmel warum. (Wobei – ein paar Vermutungen habe ich da schon.)

Jedenfalls schön zu sehen, daß doch noch nicht alle Medien gleichgeschaltet sind und es auch vernünftige Ansichten zum privaten Waffenbesitz gibt. Ich empfehle meinen Lesern jedenfalls den Links zu folgen und die Kommentare zur Gänze zu lesen, es zahlt sich aus. Und wem’s gefällt kann ja den Autoren ein paar lobende Worte zukommen lassen. Verdient hätten sie’s!

5 Antworten zu “Pressestimmen

  1. Pingback: Wochenrückblick 21/2012 | dagarser

  2. Zeit zum Auszucken?

    Zuerst der 14 jährige Typ aus Deutschland der aus Liebeskummer um sich schießt, dann der nächste Jugendliche
    der mal mit Mamas Auto eine Spritztour nach Tschechien machen will um sich Waffen zu besorgen und heute der Wahnsinnige der sein Kind in der Schule angeschoßen hat und danach auf der Autobahn sich die Kugel gegeben hat.

    Entweder liegt das an der selektiven Wahrnehmung meinerseits oder an den Redaktionen der diversen Medien das in den letzten paar Tagen oft schlimme Sachen die mit Waffen zu tun haben gehäuft vorkommen.
    Oder ist schon bald wieder Vollmond?

    Was mich aber um so mehr wundert ist das in Österreich noch kein Waffengegner hervorgekrochen ist um seine unqualifizierte Meinung über die Massenmedien kund zu tun.

    • Was mich aber um so mehr wundert ist das in Österreich noch kein Waffengegner hervorgekrochen ist um seine unqualifizierte Meinung über die Massenmedien kund zu tun.

      Wundert mich nicht. Der wegen häuslicher Gewalt polzeibekannte Türke wird die Waffe wohl nur schwerlich legal besessen haben und falls doch, dann haben die Behörden versagt. Gibt nicht allzuviel her.

  3. Das Traurige daran ist, daß einige Hinterbliebenen des Schulmassakers von Winnenden entdeckt haben, daß sie aus dem Tod ihres Kindes viel Geld herausschlagen können und deshalb eine Organisation gebildet haben die das Ziel hat Schußwaffen zu verbieten.
    Mittlerweile hat man es ihnen sicher schon gesagt, daß nicht das Vorhandensein von Schußwaffen, nicht einmal der Zugang dazu, einen Menschen dazu zwingt ein Blutbad anzurichten.

    Die wahren Ursachen interessieren diese bedauernswerten Menschen offensichtlich nicht. Es wäre auch viel schwieriger dagegen was zu tun. Da ist es schon einfacher unbeteiligten, gesetzestreuen Bürgern in einem Anfall von Sippenhaftung und Kollektivschuldverteilung ihre Schußwaffen zu verbieten.

    Ja, es gibt sie! Die vernünftigen Journalisten. Nur sind sie leider rar gesät, bzw. dürfen sie meist nicht darüber schreiben, was sie selber denken.

Hinterlassen Sie einen Kommentar!