Friendly fire

Bekanntermaßen steht ja der private Waffenbesitz – und somit natürlich auch das Sportschießen – in dieser Zeit sowohl von Seiten der Politik als auch der Medien schwer unter „Beschuß“, ein trauriger Zustand. Da freut man sich natürlich, wenn in einem Zeitungsbericht auch einmal ein internationaler Spitzenschütze zu Wort kommt. Man kann sich aber auch zu früh freuen.

Wenn ein Sportschütze, der unter anderem dreifacher Olympionike, zweifacher Welt- und siebenfacher Europameister sowie „All-Time-Champion“ der ISSF ist, in einer Zeitung zitiert wird liegt es nahe zu erwarten, zur Abwechslung einmal etwas Vernünftiges zum Schießsport und zum Waffenbesitz lesen zu können.

Leider zu früh gefreut, Ralf Schumann hat der Thüringischen Landeszeitung folgendes gesagt:

„Ich brauche kein Bumm beim Schießen“, widerlegt Schumann, 2007 vom Internationalen Schießsportverband als „Jahrhundert-Schütze“ ausgezeichnet, zudem alte Vorurteile gegenüber Waffennarren. „Mir geht es vor allem um das Zielen, alles andere ist eher unbedeutend.“

Na bumm! Das nenne ich einmal eine klare Ansage eines „Spitzenschützen“! Vorausgesetzt, dieses Zitat ist tatsächlich so gefallen (bei unseren Medien muß man da ja sehr vorsichtig sein) hat sich dieser Herr damit aber ganz gründlich diskreditiert, das ist ja kein Schütze mehr! Aber wenigstens hat er dem populistischen Buchautor und ausgewiesenen Waffengegner Roman Grafe damit eine große Freude bereitet. Pfui Teufel!

Weiters heißt es, die Lasertechnik sei hervorragend dazu geeignet um Nachwuchsförderung zu betreiben, um vermehrt Jugendliche auf die Schießstände zu bringen. Na sicher doch! Die „Kids“ würden dann in Scharen auf die Schießplätze strömen, weil mit Laserpointern und ähnlichem Hilfswerkzeug kann man ja daheim nicht auf der Playstation oder der Wii (und wie das ganze Graffel sonst noch heißt) spielen, nicht wahr? Fußball, Tennis, Golf, Autorennen – all das und viel mehr gibt es schon in dieser „elektronischen Form“, zu irgendwelchen signifikanten positiven Begleiterscheinungen für diese Sportarten ist es aber dadurch nicht gekommen.

Mir geht es vor allem um das Zielen, alles andere ist eher unbedeutend. Wenn Ralf Schumann das so sieht ist ihm das unbenommen und das kann er auch gerne so handhaben, nur zu! Das hat für ihn den großen Vorteil, daß er seine Waffen (wahrscheinlich heißt das bei ihm „Sportgeräte“) verkaufen kann, schließlich reicht zum Zielen ja auch der Zeigefinger (oder wahlweise ein anderer). Um zu schießen bedarf es aber einer Waffe, will man dann auch noch treffen kommen weitere Faktoren hinzu: Wissen um die Funktion und Handhabung der Waffe und die Ballistik, Abzugsverhalten, Beherrschung des Rückstoßes,… Und das lernt man mit keinen Micky-Maus-Laserpointern.

Mit diesen Aussagen hat Schumann jedenfalls dem Sport, dem er sehr viel zu verdanken hat, schwer geschadet, wieder einmal stellt sich die Frage cui bono? Er selbst sollte sich vielleicht fragen, was seine Sponsoren (darunter Fiocchi für die Munition, Pardini für die Waffen und Krüger für die Schießscheiben) dazu sagen. So ganz in deren Interesse kann das ja eigentlich nicht sein.

Zusammengefaßt jedenfalls wieder einmal völlig unnötiges, undurchdachtes und vor allem höchst schädliches Geschwafel, noch dazu aus den eigenen Reihen der Schützen. Friendly fire eben.

Oder vielleicht, um dem Herrn Schumann eine Freude zu machen, friendly aiming?

20 Antworten zu “Friendly fire

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  8. Wie anders die Reaktion von Manuela Schwermund (ebenfalls DSB-Promi). Diese Frau (als Rollstuhlfahrerin in der deutschen DSB-Bundesliga) hatte die (ziemlich primitiv verfassten) E-Petition eines Softairschützen gegen das Verbot von Halbautomaten im militärischem Design mit folgenden Worten unterstützt.

    „Sollten diese Waffengesetzverschärfungen tatsächlich zum Tragen kommen, wird das wohl letztendlich darauf hinaus laufen, dass es zukünftig für Sportschützen fast nicht mehr möglich sein wird legal Waffen zu besitzen um damit ihren Sport zu betreiben.

    Betroffen sind hier praktisch alle WBK-pflichtigen Waffen und da insbesondere solche mit größeren Kalibern.

    Es kann uns sogar passieren, dass – wenn hier nicht rechtzeitig gegengesteuert wird – wir eines Tages statt mit einer Luftdruckwaffe nur noch mit sogenannten Licht-, bzw. Laserwaffen „schießen“ dürfen!

    Selbst Kindern soll verboten werden mit Spielzeugwaffen zu spielen!“

    Ihr Aufruf bei den Netzathleten:
    http://www.netzathleten.de/Forum/Beitraege/Petition-FUeR-unseren-Sport/Sportschiessen/8775

    Ihr Dank für die E-Petitions-Unterstützer in ihrem Gästebuch:
    http://www.manuela-schmermund.de/index.php?content=902

    Mein Fazit: Es gibt in jeder Sportart Sportler, die es schaffen, über den Tellerand der eigenen Befindlichkeiten zu schauen. Es gibt bei jedem Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger Menschen, die diese verteidigen, obwohl nicht ihre eigenen Rechte zur Diskussion stehen.

    Jeder demokratische Bürger sollte sich daher nicht nur dafür engagieren, was ihn selber betrifft, sondern offenen Auges auch die Rechte seiner Mitmenschen verteidigen, sofern Staat, Medien und Ideologen diese Rechte angreifen.

    Soviel Staat wie nötig, sowenig Staat wie möglich!
    Statt Kontrolle mehr Vertrauen! (dies forderte auch der neue deutsche Bundespräsident Gauck, sowie sein Vor-Vorgänger Köhler)

    Rechtsbürger leisten freiwillig viel mehr als der Staat verlangt. Werden sie aber ständig diffamiert und kontrolliert, so werden sie ihre freiwilligen Mehrleistungen bald einschränken.

    Und – glaubt mir! – die meisten Menschen in Österreich, der Schweiz und Deutschland – egal welcher Herkunft – sind Rechtsbürger und keine Betrüger.

  9. There is no such thing as friendly fire.
    Murphy’s Laws of Combat.

    Was will man von einem SED-Kaderling, dem eine 22lfB schon zu sehr in der Hand getanzt ist, erwarten …
    (Saskia, die nen S&W 500 ES ihr eigen nennt)

  10. Wenn der Schießsport einmal ersetzt worden ist durch den Zielsport (d.h. abgeschafft wurde), dann werden die Verbotsphantasten auch die Zielgeräte verbieten, weil es immer ein paar Idioten gibt, die damit Piloten blenden.

  11. Ich würde das mal nicht für bare Münze nehmen was da in der Online Zeitung steht.
    Ein Interview mit dem Olympiaschützen hat sicher eine Stunde gedauert und daraus wird dann durch geschickte Fragestellung vor Ort und geschickte Wortspielerei genau das geschrieben was dem Chefredakteur oder dem Medieninhaber in den Kram passt.

    Ansonst würde ich es wie „Schwertfisch“ halten und nicht jeden Schaß der im Pressewald die Zeitungsblätter rauschen lässt auch wahrzunehmen, schon dem eigenen Blutdruck zuliebe.

  12. Zum Zielsport fällt mir nur eines ein: „Die Trottel sterben nie aus!“

  13. ….sich über jede Äußerung – cui bono – zu ärgern, hat wenig Sinn….
    Mich freut beispielsweise der fulminante Zustrom und Interesse am Biathlon in Deutschland – da fehlt es bei uns an Breite, für ein Schiland eigentlich bekümmernd…..

  14. Olympische Zielblinken… ja, diese Disziplin wird ganz bestimmt die Massen begeistern. So wie Wettgähnen oder Sychronschnarchen.

    Hoffentlich werden die Gerätschaften dann auch so konstruiert, dass auch annähernd keine Ähnlichkeit und Verwechslungsgefahr mit einer richtigen Schusswaffe besteht.

    Nicht auszudenken wie gefährlich das ist, wenn so ein Profi-Zielblinker eine scharfe Waffe in die Pfoten bekommt und sich und Dritte gefährdet, weil ihm der sichere Umgang mit scharfen Schusswaffen durchs Photonenstrahlen niemals vermittelt wurde.

  15. Der übliche Schwachsinn, prominent verpackt. Wer zahlt ihm das? Armatix?

  16. Ich werde das Gefühl nicht los, dass diese Aussage von einer Lobby „gekauft“ worden ist. Wenn ich Laserpointer als Ersatz für Schusswaffen einführen wollte, würde ich zuerst auch die Meisterschützen von meiner Idee überzeugen.

  17. Vielleicht sorgt der „Zielsportler“ vor für die Zeit nach seiner sportlichen Karriere. Seine Wortspende öffnet ihm die Herzen und Köpfe* der GutmenschInnen.

    MfG LT

    *) Ich schrieb bewusst Köpfe und nicht Hirne. Zwar sehe ich die Köpfe der Linken (erleichtert die Zuordnung der Wortspende zur Person),aber die Existenz eines Gehirnes in deren Köpfen konnte mir bis dato niemand beweisen.

  18. Zugegeben, Herr schumann ist ein genialer Zieler, wenn ihm aber bei der Disziplinänderung von 22kurz auf 22lfb der fast nicht vorhandene Rückschlag der 22lfb Probleme bereitet hatte, war doch mit einer solchen Aussage fast zu rechnen. Daß andere Schützen bei anderen Schützen nicht nur Wert aufs Zielen legen, sondern auch noch treffen wollen entzieht sich wohl seiner Vorstellungskraft. Eine 44mag wird wohl im Schuss „leicht“ andere Forderungen an den Schützen stellen als seine geliebte 22kurz.

  19. Abgesehen von einer getönten Schießbrille (sorry Zielbrille) wegen dem Laserstrahl sollte man ihm alle Waffen abnehmen inkl. waffenrechtlicher Dokumente…braucht er doch nicht und der Staat ist froh wenn er wieder Einen entwaffnen kann. (diesmal aber zurecht).

    Grüße
    Reiner

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