Gastbeitrag: Hier spricht Hagen/2

Ich freue mich sehr, daß mein Freund Hagen mir wieder einmal einen Gastbeitrag zur Verfügung gestellt hat! Etwas abweichend von meinen üblichen Themen, demnichtzutrotz hochinteressant und kontrovers. Ich freue mich bereits auf den nächsten Beitrag von Hagen, darin wird er über das (historische) Recht auf Selbstverteidigung mit und ohne Waffen referieren. Einstweilen der vorliegende Artikel:

Recht – oder gebeugtes Recht?

Kürzlich wurde mir zur Kenntnis gebracht, daß die Beschneidung von Kleinkindern in Deutschland rechtswidrig ist. Mit kurzer Verspätung wurde das Thema auch in Österreich aufgegriffen. Wir haben hier eine gültige Verfassung, darin ist das Grundrecht der Unversehrtheit des Lebens garantiert. Garantiert ist auch das Recht auf Glaubensfreiheit. Selbstverständlich ist dieses Recht auf Unversehrtheit des menschlichen Lebens höher zu stellen als das Recht auf Glaubensfreiheit, sonst könnte doch jeder Andersgläubige gegen jeden Andersgläubigen zu Recht die Waffe in die Hand nehmen.

Selbstverständlich kann es auch nicht sein, daß die körperliche Unversehrtheit eines Menschen hinter demRecht auf Unversehrtheit eines Tieres hintansteht: Es wurde in Österreich das Kupieren (sprich: Beschneidung des Schwanzes bzw. der Ohren) bei Tieren innerhalb der ersten 8 Tage (und auch später) verboten, obwohl dies stets ein typisches Rassemerkmal war.

Ich erachte diese Beschneidung als wahres und typisches Merkmal des Antirassismus.

Wie ich natürlich aus tiefstem Inneren – mit einer Ausnahme – jeden „-ismus“ zutiefst verabscheue – und wie uns die Geschichte stets gelehrt hat und es uns auch die Gegenwart lehrt – ist jede Religion oder politische Ideologie, die auf „-ismus“ endet eine schreckliche. Man denke an die zahllosen Toten des Katholizismus, des Islamismus, des Kommunismus, des Sozialismus und des Nationalsozialismus. Die Ausnahme ist der Buddhismus, der allerdings natürlich weniger eine Religion ist, als vielmehr eine Philosophie.

Nach diesem gedanklichen Exkurs zu den diversen „-ismen“ nun zurück zu einem anderen „-ismus“, dem Judaismus nämlich: Ariel Muzicant, der vormalige Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde erklärte mir doch allen Ernstes, daß die Beschneidung von Kleinstkindern über dem Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit stünde und vergleicht die Ablehnung dieser Beschneidung mit dem Holocaust.

Jetzt weiß ich nicht recht, haben meine Lehrer,  jüdische Überlebende bzw. diverse Geschichtsbücher die Shoa überzogen dargestellt, oder war es vergleichsweise gar nicht so schlimm?

Sollte ich als ganz normaler österreichischer Staatsbürger diese Schwanzbeschneidung mit den mir vermittelten Greueltaten des NS-Regimes vergleichen, so würde ich im Sinne unserer Rechtsprechung zumindest der Verharmlosung des Holocaust bzw. der nationalsolizialistischen Wiederbetätigung angeklagt und verurteilt werden. Muzicant ist für mich daher aus o.a. Gründen im Sinne der Anklage schuldig zu sprechen, oder stimmt zum Schluß eh scho‘ ollas net?

Ich komme wieder! Euer Hagen

9 Antworten zu “Gastbeitrag: Hier spricht Hagen/2

  1. Pingback: Wochenrückblick 33/2012 | dagarser

  2. Zu aller erst, der Budhaismus, oder wie das heißt, hat sehr wohl Tote gefordert, es gab ebenso wie in Europa, auch in Asien Kriege, „Kreuzzüge“ und schreckliche Taten im Namen eines Gottes.

    Um zum Thema zu kommen, wenn sich ein Österreicher gegen die Beschneidung und vor allem auch mit der „Gosch’n“ äußert, wie z. B. ein Dörfler es tut, dann hat es schon ein ziemlich spezielles „Gschmack’le“.
    Sowas ist ein Unding und absolut zu verabscheuen, genau sowas begünstigt auch Reaktionen wie die vom verehrten Herr Muzicant. .
    Und überhaupt, von wo nimmt sich jeder Vollidiot das Recht, um über so etwas urteilen zu dürfen – ich laufe auch nicht mit Fackel und Mistgabel in der Hand in einen Trachtenverein und fordere die Verbrennung der Tracht, obwohl ich ein bekennender Trachtenfeind bin. 😉
    Solche Diskussion erinnern auch noch dazu an die äußerst, äußerst dämlichen Kirchenverbrennungen Anfang der Neunziger.

    Apropos: Wenn es schon „Kritik“ sein muss, die nicht die typischen österreichischen Qualitätsmerkmale hat, dann müsste wohl in Israel selbst die Beschneidung diskutiert werden und in 20 Jahren kann sich viel ändern, die haben dort immerhin Russen, Sowjets, also die ganzen ehemaligen Kommunisten, die auch schon die ‚Befreiung vom Wehrdienstes für Religiöse‘ abgeschafft haben.

    Achja und wer sich tief religiös schimpft, soll ja nicht in einem Anfall von plötzlicher Schizophrenie gegen Rituale(wie der jüdischen Beischneidung) anderer Religionen schimpfen und stänkern.

    „Als wenn so ein Stück abgeschnittene Vorhaut einen Menschen zu einem besseren Gläubigen machen würde. 🙄 “
    Es ist keine Pflicht sich beschneiden zu lassen, am besten fragt man da den besten österreichischen Sportler seit Lauda oder Arnie, nämlich den Rogan, der konvertiert angeblich.

    MfG

  3. Reblogged this on longcolt and commented:
    Ein Beitrag den nicht genug Leute lesen können!

  4. Taoismus nicht vergessen.

  5. Zum Kupieren: Das hatte natürlich einen Sinn. Vermeidung von Schäden bei der Arbeit des Hundes. Jeder Hundebesitzer weiß das sehr gut, vor allem die Jäger wissen das. Argumentiert wurde das nie richtig.

  6. Als wenn so ein Stück abgeschnittene Vorhaut einen Menschen zu einem besseren Gläubigen machen würde. 🙄

    Zitat:
    Ariel Muzicant, der vormalige Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde erklärte MIR doch allen Ernstes, daß die Beschneidung von Kleinstkindern über dem Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit stünde….

    Hat er das wirklich in einem persönlichen Gespräch so gesagt?

  7. Die Wahrheit ist bekanntlich nackt. Aber so genannte »Moralisten« hängen ihr gern ein Mäntelchen um. Meist eines, das ihnen gerade in den Kram paßt. Dieses Mäntelchen ist aber zu kurz und zu löchrig. Immer wieder blitzt darunter die nackte Wahrheit durch. Das finden diese »Moralisten« schrecklich. Deshalb gibt es so etwas wie die Denkverbote von angeblich »evidenten Tatsachen«. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts scheinen die Denkverbote immer mehr zu werden. Dennoch: Das Verbotene reizt. Und viele Menschen beginnen selbst zu denken…

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