So ein Holler!

Vergangene Woche habe ich unter dem Titel „Die Schleier lichten sich“ von einem Antrag betreffend das Waffenrecht bei den deutschen „Piraten“ berichtet, nun bin ich im Zuge meiner Recherchen auf den Urheber dieses Antrags gestoßen, einen gewissen Holger Henning, im Netz unterwegs unter dem Pseudonym „Hollarius“.

In einem Artikel in seinem Blog beschreibt er das Zustandekommen seiner Initiative, recht interessant:

„(…) Kaum hatte jemand etwas gegen ein freieres Waffengesetz gesagt, kaum hatte jemand gesagt, dass Mordwaffen keine Sportwaffen sein sollten, so meldeten sich die Waffenrechtler im halben Dutzend und warfen mit Dialektik nur so um sich. So hatte man immer das Gefühl, dass diese Waffenrechtler in der Mehrheit waren.

Ich glaube, dass ich für die Meinung der Partei ein ganz brauchbares Gefühl habe, und mein Gefühl war ein anderes. Ich war mir sicher, dass es eine nicht allzu knappe Mehrheit von Waffengegnern gibt. (…)“

Nun, zumindest diese Meinung von „Hollarius“ teile ich, auch ich bin der Überzeugung daß bei den „Piraten“ die Waffengegner überwiegen, die faktenresistenten und weltverbesserischlen Spinner. „Hollarius“ weiter:

„(…) Nun war die Abstimmung dann doch mal zu Ende, und ich merkte, dass mein Gefühl offenbar nicht so falsch war.  Über neunhundert Piraten haben abgestimmt, und satte achtzig Prozent haben diesem Antragstext zugestimmt. Das ist deutlich mehr als eine Zweidrittelmehrheit, die man für einen Programmantrag haben muss. (…)“

Meine Rede, von denen ist nichts anderes zu erwarten. Wes Geistes Kind speziell dieser „Hollarius“ ist geht aus seinem Beitrag aber auch hervor und es ist bezeichnend, daß so jemand bei den „Piraten“ so viel Zuspruch erhält. Er schreibt:

„(…) Es geht meine Meinung nach übrigens nicht um Freiheit, es geht um Privilegien. Es geht um die Privilegien der Waffenbesitzer, die unbedingt Mordwaffen und viel Munition in ihren Tresoren lagern wollen. Ich will nicht wissen, für wie viele Menschen es hier auch um die Macht geht, eine Waffe zu besitzen. (…)“

Wie der Schelm denkt, so ist er, also würde sich „Hollarius“ mit einer Waffe in der Hand mächtig fühlen. In dem Punkt muß ich „Hollarius“ recht geben, solche Leute sollten tatsächlich keine Waffen besitzen. Wirklich entlarvend aber ist der erste Satz des Zitats, es gehe um „Privilegien“. Das ist natürlich blanker Holler, Waffenbesitz ist ein Bürgerrecht! Wenn man schon von einem „Privileg“ sprechen möchte dann von mir aus vom Recht eines freien Bürgers im Vergleich zu einem Sklaven, Sklaven sollte es aber bei uns keine geben, oder?

„Privilegien“ hat man nicht, die bekommt man (gnädig) verliehen. Der Waffenbesitz ist kein „Privileg“, wenn man die gesetzlichen Anforderungen erfüllt kann man seine Waffen erwerben. (Die gesetzwidrigen Vorgehensweisen gewisser Behörden sind ein anderes Thema.) Keine Gnade, sondern ein Recht.

Wenn „Hollarius“ von „Privilegien“ spricht: Wer aus seiner Sicht soll die denn vergeben dürfen? „Hollarius“? Das “Kollektiv”? Der oberste Sowjet? Diese Frage habe ich gestern auch im Kommentarbereich seines Blogs gestellt, veröffentlicht wurde das nicht. Soll sein, es ist das gute Recht eines Blogbetreibers die Kommentare zu sichten (zu „moderieren“ wie es im Fachjargon heißt) und zu entscheiden welche er veröffentlicht und welche nicht. Bei mir wird nur Spam entfernt, ich für meinen Teil habe aber durchaus Respekt vor Meinungen die ich nicht teile und ich freue mich sogar darüber, zeigen sie doch daß sich der Kommentator mit meinem Artikel auseinandergesetzt hat und womöglich ein wenig zum Nachdenken gekommen ist.

Nun steht mein Kommentar – etwas ausführlicher halt – hier, ist vermutlich eh besser so, da lesen es wahrscheinlich ohnehin mehr Leute als beim „Hollarius“. Und wenn ein Kommentar hier nicht erscheint bedeutet das lediglich daß ich noch nicht die Zeit hatte ihn zu „moderieren“ – 24/7 sitze ich nämlich auch nicht vor dem PC.

Der letzte Satz meines unveröffentlichten Kommentars lautete übrigens „Ich habe es vorhergesehen und fühle mich bestätigt: Das Piratenschiff kentert. Ganz ohne Fremdeinwirkung!“ Dem habe ich einstweilen nichts hinzuzufügen.

21 Antworten zu “So ein Holler!

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  3. Gut, so warten wir, was bei der nächsten Abstimmung der Piraten herauskommt. Ich weiß es schon, aber man soll ja nicht vorverurteilen. Daß für mich die Piraten schon gestorben waren, als sie gegründet wurden, wird man verstehen. Aber das ist natürlich meine Sache.

  4. erik_fridjoffson

    Wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen!

    Ich hab ihm auch was zu lesen gegeben 🙂

  5. Es geht um die Privilegien der Waffenbesitzer, die unbedingt Mordwaffen und viel Munition in ihren Tresoren lagern wollen. Ich will nicht wissen, für wie viele Menschen es hier auch um die Macht geht, eine Waffe zu besitzen.

    Naja so unrecht hat er da aber garnicht.
    Ich kenne einige Leute von denen ich annehme das sie ihre Waffen nur deshalb besitzen um sich damit im Bekanntenkreis profilieren zu können oder sich mit ihrem Halbwissen über ihre Waffen überall wichtig machen weil sie sonst eh nicht beachtet werden.
    Das sind dann auch die Leute die zu deppat sind um mit ihrem Prollvolver auf 25 Meter die Zielscheibe zu treffen und nicht mal peinlich berührt sind oder sich entschuldigen wenn sie aus ihrer eigenen Unfähigkeit heraus die Scheibenzuganlage mit ihren Fehlschüssen beschädigt haben oder alle möglichen Sicherheitsvorschriften am Stand ignorieren weil man zu cool ist um Vorschriften zu beachten. 🙄
    Aber okay, sowas wollt’s ja hier nicht lesen 😉

    Wenn man schon von einem “Privileg” sprechen möchte dann von mir aus vom Recht eines freien Bürgers im Vergleich zu einem Sklaven, Sklaven sollte es aber bei uns keine geben, oder?

    Jeder ist irgendwo Sklave, Freiheit ist eine Illusion!
    Was soll das bitte für ein Bürgerrecht sein wenn ich bei der BH oder dem Administrationsbüro um eine WBK oder deren Erweiterung betteln muss oder zum Amtsarzt vorgeladen werde obwohl das nirgends gesetzlich oder behördlich vorgeschrieben ist?
    Also ich würde mir da nicht so vorkommen als wäre ich ein mündiger Bürger der sein Recht einfordert sondern ein Bittsteller der um das Privileg des Halbautomaten- und Faustfeuerwaffenbesitzes beim Beamten betteln muss.
    Aber okay, das was wollt’s ja hier sicher auch nicht lesen 😉

    Bei mir wird nur Spam entfernt, ich für meinen Teil habe aber durchaus Respekt vor Meinungen die ich nicht teile und ich freue mich sogar darüber, zeigen sie doch daß sich der Kommentator mit meinem Artikel auseinandergesetzt hat und womöglich ein wenig zum Nachdenken gekommen ist.

    Ja das ist mir hier auch schon aufgefallen.
    Normalerweise wird man ja gleich als Störenfried vor die virtuelle Tür gesetzt wenn man was in einem Blog oder Forum schreibt was dem Besitzer oder Moderator nicht in’s Weltbild passt.
    Respekt! 😀

    • Der Unterschied zwischen Recht und Privilegium sollte klar sein. Ein Privileg wird verliehen und kann auch von dem, der es verliehen hat, jederzeit und ohne Angabe von Gründen wieder entzogen werden.
      Bei einem Recht geht das nicht.
      Wir sind freie Bürger und haben Rechte, auf Privilegen legen wir keinen Wert.

      • Zum Wort „Privileg “ möchte ich mal Wiki zitieren

        „Privilegien konnten jene Personen erteilen, die Rechte oder Besitz an Untertanen frei weitergeben durften. Dies waren in erster Linie der Kaiser (bzw. König) und die Päpste. Aber auch ein Grundherr konnte einen seiner Untertanen privilegieren, indem er ihn zum Beispiel vom Frondienst befreite.“

        „Das Kirchenrecht kennt im Kapitel IV von Buch I bis heute die Möglichkeit, ein Privileg als einen Gnadenerweis zugunsten bestimmter Personen zu erteilen (c. 76 § 1) und unterscheidet anhand der Gültigkeitsdauer das unbefristet gültige Privileg vom Dispens.“

        http://de.wikipedia.org/wiki/Privileg

        Untertanen… ich fühle mich nicht als Unterhan einer Majestät also habe ich kein Privileg – sondern ein Recht.
        Umgekehrt wird ein Schuh daraus : Nicht ich muss begründen warum ich etwas tun möchte und etwas besitzen möchte sondern der Gesetztgeber muss genau begründen warum er es mir verbieten muss( betone „muss“ nicht „möchte“). Ein unbestimmtes Gefühl und die Verweigerungshaltung zur Sachrecherche bei einem Nachwuchs- Möchtegernpolitiker genügt da wohl nicht den Anforderungen.

        Wer meint er könne Privilegen vergeben oder widerufen , der lebt im verkehrten Jahrhundert.

        • Wikipedia ist zwar mit Vorsicht zu behandeln, aber hier stimmt es genau. Und die Aussage mit den Privilegien ist goldrichtig. Auch unsere Jäger meinen, sie hätten Privilegien und nicht Rechte. Das wird sich noch als furchtbarer Fehler herausstellen.

    • Noch was: Der größte Fehler ist, von Einzelfällen auf das Ganze oder gar auf gesetzliche Regelungen zu schließen, die gemacht werden sollen, um solchen Einzelfällen zu begegnen.
      Wenn so etwas auf dem Schießstand passiert, dann hat die Standaufsicht einen Fehler gemacht. Hier sollte man ansetzen und nicht gleich nach gesetzlichen Regelungen zu rufen.

  6. Guter Kommentar, wie eigentlich immer hier. Aber das sollte man dem Leser dann nicht vorenthalten: http://hollarius.wordpress.com/2012/05/11/meine-kandidatur-mein-verfahren-meine-lage/#

    • Ich habe lange überlegt ob ich die mutmaßliche „Kinderfreundlichkeit“ dieses Herren thematisieren soll oder nicht, habe mich letztlich aber dagegen entschieden weil es nicht zum Thema paßt. Aber gut, andererseits hat er es ja selbst veröffentlicht.

      • …die mutmaßliche “Kinderfreundlichkeit” dieses Herren …
        Bei sowas sollte man zurecht vorsichtig sein solange derjenige nicht von einem Gericht verurteilt wurde.
        Es gibt ja kaum eine bessere Möglichkeit jemanden der in der Öffentlichkeit steht nachhaltig den Ruf zu zerstören als wenn man denjenigen als mutmaßlichen Kinderschänder bezeichnet.
        Da ist es dann egal wenn das Gericht nach langer Zeit dahinter kommt das alles doch ganz anders war und man frei gesprochen wird.

      • Es ist gut, daß wir darüber nicht sprechen. Das hat mit dem Thema nichts zu tun und es wäre ein argumentum ad hominem. Mache ich jedenfalls nicht.

  7. 600 Piraten haben für diesen erbärmlichen Antrag gestimmt, der vor sachlichen Fehlern und Vorurteilen nur so strotzt. 600 von 30.000 Mitgliedern – was sagt uns das? Das die große Masse nicht mitgestimmt hat. Das sind die, die nämlich noch keinen Zugang zu diesem „Meinungsfindungstool“ haben, oder es absichtlich nicht nutzen, weil es Scheiße ist, oder denen es egal ist. Außerdem gibt es Mitglieder, die gar nicht wissen, daß es LQFB überhaupt gibt. Ca. 2000 Leute gibt es die das Tool regelmäßig oder sporadisch nutzen. Daraus ein allgemeines Meinungsbild ableiten zu wollen halte ich für vermessen.

    Das ist die Meinung von 600 Leuten (die einfach dem Leitschaf nachgedackelt sind) und das ist nicht die Meinung von 30.000. Außerdem wird Politik auf Parteitagen gemacht und und nicht im LiquidFeedback. Dieser Antrag hat keinerlei Rechtsverbindlichkeit.

    Hollarius hat eine persönliche Meinung (was vollkommen ok ist), aber er ignoriert die Fakten – absichtlich. Das ist nicht piratig, denn Piraten haben den Anspruch sich auf Zahlen, Daten und Fakten zu stützen und nicht auf irrationale Gefühle oder „Meinungen“.

    Politik wird auf den Informationsveranstaltungen (den Stammtischen) und den Parteitagen der Piraten gemacht und nicht im Liquid. Mag sein, daß dieser Hollarius sich jetzt wie ein Held vorkommt. Er übersieht aber, daß das, was er da angezettelt hat, weder ein Sieg noch ein realistisches Meinungsbild ist, da er – wie schon im Antrag – wichtige Fakten ignoriert.

    • Malermeister Schiele

      Danke für die erklärenden Worte.

      Vom aktuellen politischen Angebot großteils enttäuscht, bin ich optimistisch daß vernunftgeleitete Piraten Ihres Schlages den Kurs bestimmen werden – und nicht gutmenschlich-naive Agitatoren wie dieser Hollarius. Ein zweites Grün brauchen wir nämlich nicht, aber das ist den Piraten (im eigenen Interesse) wohl eh klar…

      Alles Gute und viel Erfolg!

      • Ich hoffe auch sehr, daß der faktenbasiert Ansatz sich weiterhin durchsetzt. Wenn nicht, dann muß ich die Konsequenzen ziehen und aus der Partei austreten. Das Problem sind halt die vielen Ex-Grünen und andere Unruhestifter bei den Piraten, die noch nicht verstanden haben, daß sie in einer Partei mit freiheitlichen und liberalen Ansprüchen sind. Das wird noch einige innerparteiliche Schlammschlachten gegen diese Verbotsfans geben.

        Bevor wir diese Mitgliederschwemme hatten, war es sehr viel einfacher saubere Programmpunkte auszuarbeiten. Da wurden erst Zahlen, Daten und Fakten gesammelt und die eigenen Vorurteile und Überzeugungen hinten an gestellt. Seit die ursprünglich ergebnisoffen arbeitenden Computer-Nerds in der Minderzahl ist, wird das schwieriger.

  8. Ein Hoffnungsschimmer hat sich als IRRLICHT erwiesen !

    • Abwarten. Die Grünen hatten auch ihr Naziproblem, ihr Radikalenproblem und ihre diversen Skandale und internen Grabenkämpfe. Das wird bei den Piraten nicht anders sein. Die Zeit wird zeigen, ob die Piraten ihren rational-liberalen Ansatz durchsetzen können, oder ob sie eine zweite grüne Partei werden.

      Die Grünen haben über 10 Jahre gebraucht um sich zu konsolidieren und positionieren. Bei den Piraten geht das hoffentlich schneller, wird aber mit wesentlich mehr Turbulenzen abgehen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Transparenz ganz groß auf den Fahnen steht und jeder Mückenschiß (wie diese Liquid Feedback-Abstimmung) an die Öffentlichkeit gelangt und entsprechende Reaktionen hervorruft.

      Sollten sich die Piraten irgendwann gegen den persönlichen Waffenbesitz positionieren (Ergebnisse werden in frühestens 2 Jahren erwartet), dann werde ich aus der Partei austreten. Aber bis es so weit ist, werde ich alles dafür tun, daß die Piraten eine faktenorientierte, liberale Partei bleiben. Mag sein, daß es ein Kampf gegen Windmühlen ist. Ganz sicher ist es ein zähes Geschäft, aber wenn es klappt, dann hat es sich gelohnt. Wenn nicht, dann haben wir immer noch genug sauberes Daten-Material gesammelt um anderswo weiterzumachen.

      http://www.ag-waffenrecht.de/

  9. sehr guter Artikel

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