Philosophisches

Gestern war ich im Internet in eine – so schien es zumindest anfangs – interessante Diskussion eingestiegen, es ging um den Vorfall in Memmingen vergangene Woche. Ein recht wirr schreibender Gesell‘ hat plan- und ziellos Äpfel mit Birnen vermischt, wegen der Sinnlosigkeit einer weiteren Diskussion habe ich mich dann „ausgeklinkt“. War richtig so, der Mann hat dann (neben fragwürdiger Wortwahl) auch noch Godwin’s Law bestätigt. Da ist jedes weitere Wort verlorene Lebenszeit.

Einen Punkt hat der Herr aber in die Diskussion eingebracht der mich – obwohl ich ihn spontan abgelehnt habe – dann doch noch etwas beschäftigt hat. Er fragte mich „Betonkopf“ ob ich mich zu meiner „moralischen Verantwortung“ bekennen würde, respektive nach der „moralischen Verantwortung“ jener, die ihre Waffen nicht sorgsam (genug) aufbewahren würden. Außerdem sollte die „Sportschützengilde“ lernen, „in den eigenen Reihen für Selbstverantwortung zu sorgen“.

Schauen wir uns die „moralische Verantwortung“ doch einmal kurz vom philosophischen Standpunkt aus an: Der Begriff der „Moral“ geht auf die lateinischen mores, die „Sitten“ also, zurück und ist die Grundlage der Ethik. „Verantwortung“, insbesondere „moralische“, ist etwas das man übernehmen kann, aber nicht muß, keiner ist gezwungen freiwillig „für“ oder „gegen“ etwas zu stehen, es ist also eine Frage der freien, persönlichen Entscheidung. Etymologisch bedeutet „Verantwortung“ für etwas Rede und Antwort zu stehen, sich also zu rechtfertigen, erklären oder entschuldigen. Die „moralische Verantwortung“ ist also die Beteuerung, sich an die allgemein anerkannten Normen und Werte (die mores also, den deskriptiven , für eine ganze Gesellschaft gültigen Moralbegriff) zu halten bzw. für deren Einhaltung Sorge zu tragen, soweit mein Verständnis und meine Ansicht.

Muß ich als Legalwaffenbesitzer also rein für diese Tatsache „moralische Verantwortung“ übernehmen? Muß ich mich „verantworten“? Wenn ja, wem gegenüber? Ich füge ja durch die bloße Tatsache, daß ich im Besitz von Waffen bin weder der Gesellschaft, noch einem Individuum, einen Schaden zu, wieso soll ich mich also rechtfertigen oder erklären?

Hier kann lediglich eine normative Verantwortung in Frage kommen, keine moralische. Ein einfaches Beispiel: Wenn ich auf der Autobahn statt der erlaubten 130km/h 160km/h fahre und dabei erwischt werde muß ich mich dafür verantworten, sprich: Ich werde Strafe zahlen müssen. Fahre ich hingegen ganz vorschriftsmäßig mit 130km/h und werde von einem anderen Verkehrsteilnehmer mit 160km/h überholt sehe ich mich gänzlich außerhalb jeglicher Verantwortung für dessen Handeln, ich werde auch sicherlich nicht seine Strafe zahlen.

„Verantwortung“ kann ich also nur für etwas übernehmen worauf ich auch selbst Einfluß habe bzw. hatte, Einfluß nehmen kann bzw. konnte, ich muß mich für die Taten eines anderen weder rechtfertigen, noch muß ich deren Folgen tragen.

Jeder Mensch ist für sein eigenes Handeln selbst verantwortlich, das ist auch gut so. Wo Handlungen eines Individuums unzulässig gegen die mores der Gesellschaft verstoßen gibt es – ganz unphilosophisch – Gesetze die das regeln und auch sanktionieren.

Somit geht auch die oben erwähnte Forderung nach „moralischer“ Einflußnahme durch „Sportschützengilden“ auf die „eigenen Reihen“ ins Leere, was normiert gehört ist ohnehin schon normiert, vielfach ist es sogar „übernormiert“. Was es jedenfalls nicht gibt – besser: nicht geben darf – ist eine „Kollektivverantwortung“. Nicht in einer Demokratie.

5 Antworten zu “Philosophisches

  1. Pingback: Wochenrückblick 22/2012 | dagarser

  2. Wenn jemand bedenken beim Besitz von Waffen hat so soll er sich das mit sich selber ausmachen und keine Waffe besitzen.
    Ist ja auch sein gutes Recht selber zu entscheiden ob er sowas besitzen will oder nicht.
    So lange man nicht gegen ein Gesetz verstößt kann es, ja muss es sogar den anderen egal sein.
    Sowas nennt man auch persönliche Entfaltung oder Freiheit.
    Und um das gesudere mancher Leute im Internet mache ich schon lange einen Bogen weil bei diesen Diskussionen in Foren oder Chaträumen eh nichts gescheites rauskommt als das sich am Ende nur noch alle beschimpfen und dann schlecht gelaunt und unverstanden den PC abschalten.
    Das ist verlorene Zeit und verschwendete Lebenskraft die man an anderer Stelle besser verwenden könnte.

    • Und um das gesudere mancher Leute im Internet mache ich schon lange einen Bogen weil bei diesen Diskussionen in Foren oder Chaträumen eh nichts gescheites rauskommt als das sich am Ende nur noch alle beschimpfen und dann schlecht gelaunt und unverstanden den PC abschalten.

      Geht mir auch auf die Nerven, manchmal kann ich’s aber doch nicht ganz lassen. Es schadet auch nicht, wenn man die Argumente der „Gegenseite“ kennenlernt und sich darüber ein paar Gedanken macht, dann ist man für eine echte Diskussion auch gleich besser gewappnet.

  3. ZITAT:
    „Verantwortung kann ich also nur für etwas übernehmen worauf ich auch selbst Einfluß habe bzw. hatte, Einfluß nehmen kann bzw. konnte, ich muß mich für die Taten eines anderen weder rechtfertigen, noch muß ich deren Folgen tragen.“

    Sagt einem – auch schon den kleinen Maxi – der Hausverstand. Leider kann man den bei den Antiwaffennarren lange suchen. Man wird ihn nicht finden, weil nicht vorhanden.

  4. Meines Erachtens geht die Selbstverantwortung in den eigenen Reihen der Sportschützen so weit, dass man einander über die praktische Anwendung des auf Waffen bezogenen Gesetze austauscht (Stichwort: sichere Verwahrung, Kriegsmaterial).
    Irgendwelche ideologischen (vor allem: politische) Zwänge sind fehl am Platze.

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