„Am Schauplatz – Die Waffen hoch“ – Eine Nachlese

Schlecht war die ORF-Reportage „Die Waffen hoch“ nicht. Entgegen mancherorts geäußerten Befürchtungen wurde die Sendung nicht dazu mißbraucht, Stimmung gegen den privaten Waffenbesitz zu machen. Es wurden halt mehrere Aspekte eines Themas beleuchtet, manche recht gut, bei manchen hätte ich mir das schon besser vorstellen können – aber unterm Strich kann man mit dem Ergebnis ganz zufrieden sein. Es war keine Belangsendung, sondern vielmehr eine belanglose Sendung.

Wenn man sich intensiv mit der Materie befaßt, dann ist ganz klar, daß man eine solche Reportage mit ganz anderen Augen sieht als jemand, der damit überhaupt nichts zu tun hat. Deshalb habe ich einige Freunde, denen das Waffenthema völlig egal ist, gebeten, sich diese Sendung genau und kritisch anzusehen und mir danach ihre Eindrücke mitzuteilen.

Ganz konkret wollte ich wissen wie die Sendung aufgenommen wurde, ob aufgrund dieser Sendung irgendwelche Emotionen (positiv wie negativ) geweckt wurden und – mir besonders wichtig – ob man sich jetzt, unter dem Eindruck dieser Reportage, eine (andere) Meinung zu diesem Thema gebildet hat.

Die Rückmeldungen waren einhellig: Da wurden eben Leute gezeigt, die einem Hobby nachgehen, Leute, die um ihre Sicherheit besorgt sind, Leute, die halt Waffen besitzen. Keiner aus meiner „Testgruppe“ wird sich wegen dieser Sendung jetzt eine Waffe zulegen, es fürchtet sich deswegen aber auch keiner, weil es Waffenbesitzer gibt. Wen das Thema bislang kaltgelassen hat, der hat keine Veranlassung gesehen, von dieser Denkweise abzurücken.

Auf den ersten Blick ein mageres Fazit, bedenkt man jedoch, welch üble Anti-Waffen-Propaganda in der Vergangenheit vom ORF unters (Zwangsgebühren zahlende) Volk gebracht wurde, dann muß man mit dieser Reportage schon recht zufrieden sein. Besonders im Land von Friedrich Torberg und seiner „Tante Jolesch“ („Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist“).

Es wurde also kein Schaden angerichtet, das ist mehr, als man von anderen TV-Ausstrahlungen zu diesem Thema in der Vergangenheit sagen kann. Das lag – wie ich es gestern in meiner TV-Empfehlung schon vorhergesagt hatte – einerseits an der Mitarbeit und Beratung durch die IWÖ, andererseits an der doch recht fairen Herangehensweise der für diese Sendung verantwortlichen Reporterin Kim Kadlec. Das ist zu betonen und anzuerkennen!

Natürlich stellt sich aber auch die Frage, ob man aus der Sendung nicht mehr „herausholen“ hätte können. Meine Antwort: Wahrscheinlich ja! Es gab Schwächen, die aber sicherlich durch die fehlende Routine einiger Protagonisten vor der Kamera einerseits, durch die Endbearbeitung am Schneidetisch andererseits, zu erklären sind. So war beispielsweise der doch recht wild mit den Armen herumfuchtelnde Cowboy, der über die Indianer schwadroniert hat, entbehrlich, ebenso wie der viel zu große Raum, der den (angeblich) mit Pfeil und Bogen gewilderten Rehen am Bisamberg gewidmet wurde und der mit dem Thema in Wahrheit absolut nichts zu tun hatte.

War aber alles nicht weiter schlimm und hat am überwiegend neutralen Grundtenor der Reportage nichts geändert. Hätte besser laufen können, ist aber nicht schlecht gelaufen!

Was wurde eigentlich gegen den legalen Waffenbesitz vorgebracht? – Nichts von Substanz:

  • Da gab es etwa die Psychologin, die den „Gutachtentourismus“ und irgendwelche obskuren „Vorbereitungskurse“ für das psychologische Gutachten beklagt hat. Lächerlich, ist beim Zuseher auch nicht haften geblieben.
  • Oder die Sachbearbeiterin, die unter anderem von „adeligen Reichsschützen“ gefaselt hat, die bei ihr waffenrechtliche Dokumente beantragen, auch die armen Rehe und Hasen, die am Waldesrand geschossen werden, blieben nicht unerwähnt. Konnte keiner ernst nehmen.
  • Die „Rentnergang“ aus Hirtenberg, die Schallmessungen in der Umgebung des dortigen Schießplatzes durchgeführt hat. Sind als unsympathische Querulanten rübergekommen, die keiner gern als Nachbarn haben möchte.
  • Die Aussage des sogenannten (O-Ton) „Waffenrechtsexperten“ Ministerialrat Grosinger vom BMI, der meinte, daß etwa ein Einbrecher „gezwungen“ sei zu schießen, wenn er „sich einer Waffe gegenübersieht, wenn er seine Tat ausführt“. Brav auf der offiziellen Linie, aber natürlich (und erkennbar) Unfug.
  • Mein persönlicher Favorit war aber der Einsatztrainer der Polizei, der als „Minimum“ 170 Stunden Ausbildung an der Waffe genannt, gleichzeitig dann aber die total zerschossenen Seiten- und Deckenwände des Polizei-Schießkellers gezeigt hat. Da wurde einem beim Hinsehen schon etwas mulmig – aber nicht wegen der Waffen in Händen von Privatleuten. Wenn man das als Maßstab nimmt, dann ist es kein Wunder, wenn die Polizei von der Selbstverteidigung mit der Schußwaffe abrät …

Jeder, der schon einmal etwas (sei es eine Sache oder eine Idee) „verkauft“ hat, kennt den Unterschied zwischen „Einwand“ und „Vorwand“. Einwände gegen den legalen Waffenbesitz hat die ORF-Reportage keine gebracht, die Vorwände waren schwach und durchschaubar.

Das ist auch ganz logisch, schließlich gibt es ja keine vernünftigen Einwände dagegen. Deshalb sind auch nur unvernünftige Menschen gegen Waffenbesitz!

Mein Résumé: Die ORF-Reportage hat sicherlich keinen Waffengegner „bekehrt“. Genausowenig aber hat sie einen neutralen Menschen zum Waffengegner gemacht. Womit wir wieder bei der „Tante Jolesch“ wären …

P.S.: Die Reportage „Die Waffen hoch“ kann man noch eine Woche lang in der „TVthek“ des ORF nachsehen. Sollte man, wenn man die Ausstrahlung verpaßt hat, auch machen. Wer weiß, ob etwas Besseres nachkommt …

22 Antworten zu “„Am Schauplatz – Die Waffen hoch“ – Eine Nachlese

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  3. Also, auf das Geschwafel der Jäger hätte ich verzichten können, aber daß über Sportschießen gar nichts kam, wobei diese Szene sehr lebendig ist, schmerzt mich ein bisschen…..
    grüsse
    sousek

    • Die „echten“ Sportschützen wollten einfach nicht, also sind sie nicht vorgekommen und auch von den Sammlern habe ich niemanden finden können, der ein Interview geben wollte.
      Wer nicht will, den kann man nicht zwingen. Die Angst vor dem ORF war tatsächlich zu groß. Dabei habe ich mich immer bereit erklärt, beim Interview dabeizusein und aufzupassen.
      Beim Waffenhändler Eibl hat es hervorragend funktioniert, der Verkäufer war gut und souverän. So kann es auch sein.

      • Schade,dass Sie mich nicht kontaktiert haben,aber ich wohne eben
        in Vorarlberg.Ich habe schon vor Jahren bei der ORF Sendung
        „Ballermänner“ als Sport- und Hobbyschütze sowie Waffensammler
        meine Meinung geäußert und bin vor die Kamera getreten.

        • Natürlich habe ich daran gedacht, aber aus produktionstechnischen Gründen hätten nur Sammler aus Wien oder NÖ drankommen können. Schade.

  4. – So kommt hoffentlich Bewegung in die Sache. Ganz passable Arbeit der Reporterin, dass der Beitrag ausgestrahlt werden durfte deutet auf ein Umdenken bei den ORF Verantwortlichen hin(Frage ist allerdings, wie lange das anhält)
    – Experte Grosinger lauwarm und Ministeriumsgerecht, der Schießtrainer scheints, angepasst. Wenn er schon mindestens 170 Stunden Ausbildung fordert, so soll er für eine Verbesserung des Lehrplanes für die Grundausbildung zum Polizeibeamten (hier Gesamt 164 Std lt. BMI) eintreten.
    – gewitzt und listig sicher Dr. Z. – seine Messersammlung begeistere mich mehr als das Gezeigte, wobei ich besonders das Auftreten der Trafikantin (Dame mit rückenfreiem Kleid/Harry am 4.9.) positiv herausstreichen möchte- sie hat den Mut, der den Nichtunterzeichner der Petition fehlt.
    – noch eine kurze Bemerkung zum oa. Kommentar von Harry. Würde die Dame Camouflage bekleidet sein, wäre sie militante Waffennärrin. Mit Dirndl dann eine anrüchige Freiheitliche (Braune) und rückenfrei fügt sie sich meiner Meinung nach gut in das Bild der Rot-Grünen Frauenbewegung (allerdings besser aussehend) ein.

  5. Am Schauplatz ORF 04.09.2014
    Gehe ich recht in der Annahme :
    Wenn der Laden der Trafikantin gehört,darf sie auch mit der WBK
    die geladenen Glock am Körper tragen.Wenn sie jedoch die Trafik
    verläßt um nachhause zu gehen – muss sie die Waffe entladen und
    in einem geschlossenen Behältnis mitnehmen.Hat sie aber einen
    Waffenpass – darf sie die geladene Waffe auch außerhalb der Trafik
    verdeckt am Körper mitführen.

  6. Da war dann die Sendung „Tödliche Faszination – Eine Reise in die Welt der Schusswaffen“ im privaten Sender Pro7 einen Tick besser: Sie hat Interesse am Schießen erweckt. Bei Oliver Huber, der das Schnupperschießen organisiert, glühte der Telefondraht nach der Sendung – und auch unsere Webseiten zeigten massiv erhöhte Besuchszahlen.

    Meine Nachlese zzgl. Video zum Anschauen: http://german-rifle-association.de/galileo-toedliche-faszination-eine-reise-in-die-welt-der-schusswaffen/

  7. Unser Oberschützenmeister würde es sicher nicht akzeptieren wenn
    die Wände und die Decke des Vereinsschießstandes durch Streifschüsse
    so aussehen würden wie bei der Polizei.Na, den Bericht über die alten
    „Cowboys“ ?-fand ich nicht sehr gelungen.Negativ war auch die Aussage
    des Polizei-Generals über die sinnlose bewaffnete Selbstverteidigung.
    Die Beschwerde der Jäger über zerschossene Tafeln : irgendwo müssen
    die illegalen Waffenbesitzer doch ihre Waffen auch ausprobieren und Wilderer hat es und wird es immer geben.Was ein erlegter Gepard jedoch mit dem legalen Waffenbesitz in Österreich zu tun hat – ist mir nicht ganz klar. (Bin kein Jäger).Ansonsten fand ich die Reportage recht positiv.

  8. Gut bewertet, lieber Dagarser. Würden wir von der IWÖ ein Informationsvideo machen, käme natürlich etwas anderes heraus. Das hat aber der ORF gemacht und daß nichts Ärgeres daraus geworden ist, haben wir den Mitwirkenden zu verdanken, die sich getraut haben, mitzumachen. Auch die Reporterin war wirklich gut, objektiv und fair.
    Jetzt melden sich natürlich viele, die es viel besser gemacht hätten, wenn sie sich nur getraut hätten (was sie aber nie tun würden).

    • „…Jetzt melden sich natürlich viele, die es viel besser gemacht hätten, wenn sie sich nur getraut hätten (was sie aber nie tun würden). …“

      Ja, ganz genau, z.B. die schon einige Male erwähnten „Stammtischrunden““
      Die Analyse von Richard, ganz hervorragend! Trifft auch genau meinen Meinung zu der Sendung! Mein Kommentar dazu, ist bei „querschuesse“ nachzuesen. Natürlich kann ich nicht so gekonnt formulieren, wie oben!

    • East immer kommt die härteste Kritik aus den eigenen Reihen. Das passiert jedesmal, wenn jemand öffentlich ausgestrahlt wird. Darum habe ich mir angewöhnt, nur noch die Kritiken anzuerkennen, die aus dem Mund von Menschen kommen, die ich selber respektiere. Die Forenpöbler ignoriere ich einfach. Wenn wir uns der Öffentlichkeit stellen wird das niemals zu 100% optimal verlaufen. Berechtigte Kritik wird berücksichtigt, der Vorwurf „man hätte doch lieber den Mund gehalten“ dagegen ignoriert.

      Also bitte weiter so!

      • Bitte sollte auch in D veröffentlicht werden! Kann man über die Tvthek verlinken!

        • Haben wir gemacht – und im Newsletter von mir wurde es auch schon verteilt. Mittlerweile habe ich endlich auch die Zeit gehabt, mir den Beitrag anzuschauen – und war positiv überrascht.

          Eigentlich gab es nur drei negative Meinungen von dem Polizisten, dem Minister und der Sachbearbeiterin, die lieber Reichsadeligen einen Waffenschein ausstellen mag als Jägern.

          Ich kann die Annahme des Polizisten zerstreuen. Auch in den USA hilft der private Waffenbesitz bei der Kriminalitätseindämmung. So wird in nur 80% der Gewaltsituationen geschossen (falls Opfer oder/und Täter) eine Schusswaffe haben, in weiteren 15% wird ein Warnschuss abgeben. Ganz anders sieht das jedoch aus, wenn das Messer die Waffe ist. Dann kommt es in 50% der Situationen zu Verletzungen, die auch tödlich enden können. (siehe prämierte Studie von Prof. Gary Kleck „Point Blank“).

          Die hohen Mordraten in den USA haben ihre Ursache in sozialen Problemen in Großstädten ab 500.000 Bewohner, meist im Zusammenhang mit Gangs und Kleinkriminellen.

          Für deutsche Augen war das ein rundum positiver Beitrag. Die wenigen negativen Meinungen werden von neutralen Dokumentarfilmern immer eingestreut, um objektiv zu berichteten. Die negativen Einstreuungen beim deutschen Galileo Beitrag (Privatfernsehen) waren wesentlich stärker als hier.

          Newsletter ist online und wird nächste Woche an über 10.000 Leute versandt: http://legalwaffenbesitzer.wordpress.com/2014/09/06/newsletter-32014-jagdmessewaffenrecht-datenbank/

  9. Die Anreiner des Schießplatzes in Hirtenberg, die das Schallpegelmeßgerät am Dach der Gartenhütte aufgestellt haben, haben sich damit zum Glück selbst lächerlich gemacht. Daher werden die wohl auch nicht ernst genommen, außer sie sitzen dauerhaft am Dach der Gartenhütte um den Schießlärm besser hören zu können.

    Grüße
    Rainer

  10. Ich kann mich Deinem Resümee durchaus anschließen und gleichzeitig hoffen,daß sich die Verantwortlichen der diversen Polizeidienststellen von der verordneten Einstellung zu waffenrechtlichen Angelegenheiten sowie zu Fragen des damit verbundenen Selbstschutzes verabschieden und selbständig und unvoreingenommen Stellung nehmen können und auch dürfen.

  11. ….ja genau wie du sagst und genau in dieser Reihenfolge und Gewichtung, habe ich Aussagen und Bewertungen wahrgenommen – eben, Tante Jolesch…
    Aber der Frau Reporterin muß ich trotzdem ein Kompliment machen: Es wurde weit besser, als ich es erwartet habe, für (Des)Information aus dem Propagandaministerium fast schon abartig gut….

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