Divide et impera

Teile und herrsche, diese machiavellistische Taktik, die die Schwächung des (politischen) Gegners durch das Säen von Zwietracht in dessen Reihen zum Ziel hat, feiert scheinbar gerade in den deutschen sozialen Netzwerken und Foren legaler Waffenbesitzer fröhliche Urständ‘.

Konkret geht es dabei um unterschiedliche Ansichten, ob das Bürgerrecht auf bewaffnete Selbstverteidigung eine tragende Rolle in den fortlaufenden Diskussionen rund um die Verankerung des Rechts auf Waffenbesitz generell einnehmen soll, oder nicht: Vernünftige Stimmen sehen, angelehnt an das Second Amendment der US-Verfassung, das Recht der Bürger auf Besitz und Führen von Waffen als gangbaren, ja notwendigen Schritt, um den legalen Besitz von Waffen dort unterzubringen, wo er hingehört: In den Köpfen der Menschen. Andere hingegen scheinen dieses Selbstverständnis zu scheuen und beharren auf dem „bewährten“ Bedürfnisprinzip, jenem hirnrissigen Konstrukt, wo man selbst als bereits registrierter Waffenbesitzer bei Wegfall des „Bedürfnisses“ um den Besitz an seinem Eigentum bangen, bzw. für jede weitere Waffe ebenfalls ein „Bedürfnis“ nachweisen muß.

Zwei Standpunkte zu einem Thema, die bei oberflächlicher Betrachtung eine Gemeinsamkeit aufweisen: Das Recht auf Waffenbesitz. Während die einen aber dieses Recht als unantastbares Bürgerrecht verstehen, sehen die anderen es vielmehr als behördlichen Gnadenakt für angepaßtes, konformes Verhalten. Dabei übersehen die Gegner des „right to keep and bear arms“-Prinzips aber, daß ein willkürlicher Gnadenakt wesentlich leichter widerrufbar ist als ein Bürgerrecht, sie blenden aus, daß der Bürger nicht für den Staat, sondern der Staat für den Bürger da ist.

Argumentativ werden von diesen Antagonisten der Bürgerrechte gerne die vielbeschworenen „amerikanischen Verhältnisse“ ins Treffen gebracht und gebetsmühlenartig Nachteile wie die angebliche gesteigerte Kriminalität bei hoher Verfügbarkeit von Waffen im Volk beschworen. Dabei scheint es sie nicht zu stören, daß diese Nachteile realiter nicht existieren beziehungsweise auf falschen Annahmen beruhen: Natürlich gibt es in den USA eine sehr hohe Schußwaffenkriminalität, das ist leider unbestreitbar. Diese Kriminalität hängt aber sehr stark mit dem Umfeld, dem sozialen Milieu zusammen: Wo – und auch das gibt es in den USA – das Recht der Bürger auf bewaffnete Selbstverteidigung weitestgehend eingeschränkt ist, dort feiern die Kriminellen naturgemäß „Kirtag“, dort schlachten sich kriminelle Gangs gegenseitig ab und dort gibt es klarerweise auch eine hohe Zahl von Kollateralschäden. Wo hingegen das Recht auf Selbstverteidigung gesetzlich garantiert und verankert ist, dort gibt es eine signifikant geringere Schußwaffenkriminalität. „Amerikanische Verhältnisse“? – Im letzten Fall: Bitte, gerne!

Noch ein „Argument“ der Gegner: Wären die Bürger mehrheitlich bewaffnet, dann wären die Kriminellen ihrerseits förmlich dazu „gezwungen“, selbst „aufzurüsten“; das würde die Gefahren für alle Bürger drastisch erhöhen. Was ist denn das bitte für ein Argument? Die Kapitulation gesetzestreuer Bürger vor dem Verbrechen kann doch bitte niemals die Grundlage irgendwelcher sicherheitspolitischer Erwägungen sein! Recht muß Unrecht nicht weichen! Wo sind wir denn?

Letztlich wird auch noch eingehend vor den angeblichen Gefahren, die sich durch den Besitz von Waffen ergeben würden, gewarnt: Unfälle mit Schußwaffen würden dramatisch ansteigen, durch leichtere Verfügbarkeit von Waffen würde auch die Zahl von sogenannten „Amokläufen“ deutlich zunehmen. Das sind natürlich gewichtige Einwände, denen wie folgt zu entgegnen ist: Schon möglich, daß es mehr Unfälle mit Schußwaffen geben würde, wenn sie in größerer Zahl in den Haushalten zu finden wären, das ist sogar wahrscheinlich. So, wie auch die Zahl von Autounfällen mit zunehmender Motorisierung gestiegen ist. Mißbrauch bzw. mißbräuchliche Verwendung kann man aber schon heute nicht ausschließen, dafür gibt es gesetzliche Regelungen und scharfe Sanktionen. Wenn mit erhobenem Zeigefinger postuliert wird, daß jedes Opfer, das durch eine in legalem Besitz befindliche Schußwaffe zu Schaden gekommen ist, ein Opfer zu viel ist – dann muß aber klar gesagt werden, daß jedes Kriminalitätsopfer, das sich nicht angemessen verteidigen konnte, ebenfalls ein Opfer zu viel ist! Wenn es danach ginge, was sein könnte, was mißbräuchlich verwendet werden könnte – dann wäre es am besten, wir würden uns alle vom „Nannystaat“ in Einzelzellen sperren lassen. Vor Leuten, die sich mit diesem Gedanken anfreunden können, habe ich ehrlich gesagt Angst.

Vergleicht man die Standpunkte, vergleicht man die Argumente, dann kommt man als verantwortungsbewußter Bürger, als (gesellschafts-)politisch denkender Mensch, zwangsläufig zu dem Ergebnis, daß die Befürworter eines in der breiten Bevölkerung verankerten legalen Waffenbesitzes den weitaus vernünftigeren Lösungsansatz vertreten. Bürgerrechte vs. behördliche Gnadenakte, Eigenverantwortung vs. Bevormundung, Sicherheit vs. Kriminalität.

Ich weiß nicht, wieso und weshalb sich – ansonsten womöglich ganz vernünftige – Menschen dafür hergeben, durch das Schüren irrationaler Ängste eine Besserstellung des Bürgerrechts auf legalen Waffenbesitz in Deutschland zu hintertreiben. Ich weiß auch nicht, wieso sich diese irregeleiteten Leute vor den Karren der Waffenverbotsphantasten spannen lassen, indem sie den Einsatz engagierter Streiter für Bürgerrechte und echte Liberalität zu torpedieren versuchen. Denn eines ist klar: Man kann die Kräfte der Waffenbesitzer teilen, das ist (besonders in Deutschland) leider leicht. Ebenso klar muß aber sein: Herrschen werden dann die, von denen keiner beherrscht werden will!

Es ist zu hoffen, daß sich die vernünftigen Kräfte in Deutschland durchsetzen werden, ihnen sei als Aufmunterung und Auftrag folgendes Wort von Johann Wolfgang von Goethe ins Stammbuch geschrieben:

Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort;

Verein‘ und leite! Beßrer Hort.

33 Antworten zu “Divide et impera

  1. Pingback: Wochenrückblick 37-38/2014 | dagarser

  2. Diesen Artikel übernehme ich in den zweiten Teil meiner „Waffenrechtsdebatte“ (Fachartikel). Er verdient es unter internationalen Kapazitäten genannt zu werden. Dein Einverständnis, Richard, setze ich voraus.

  3. Dass der obige Artikel nicht nur Deutschlands Probleme sondern auch die in Österreich bestehenden gekonnt beleuchtet zeigt sich am Besten an der Eignung, am Fachwissen und der politischen Ausrichtung Zaster Hannerls. Wenn dann auch noch ihre Fachleute(Wasserträger) die Meinung der Ressortleiterin dienernd bestätigen besteht kaum Aussicht auf eine positive Veränderung in Richtung Liberales Waffenrecht, zumal die Politik gekonnt die Uneinigkeit unter den Waffenbesitzer (Zwietracht-erster Absatz) ausnützt. Denn solange die Waffenbesitzer, ob Jäger oder Sportschützen udgl. nicht an einem Strang ziehen, solange macht ML und ihre Freunde, was ihnen gerade beliebt.
    Daher ein kleiner Trost für unsere genauso leidgeprüften Nachbarn:
    Mikl Leitners peinliche Ausflüchte zum Waffengesetz- Unzensuriert at und IWÖ v. 6.1.2012
    ………Keine Antwort – keine Ahnung?
    http://www.unzensuriert.at/content/006561-Mikl-Leitners-peinliche-Ausfl-chte-zum-Waffengesetz

  4. Zum Glück sind die Polen nicht wie die Deutschen. Dort wird gerade über Home Defense in einer Zeitung abgestimmt. Und über 95% (mehr als 10.000 Leser) sind dafür…..

    Ich vertraue mehr den Bürgern der ehemaligen Ostblockstaaten, dass die wissen, was Eigenverantwortung vs. Staatsmacht im realen Leben bedeutet, als den Bürgern in den westlichen Nannystaaten – allen voran die Skandinavier und Deutschen und Briten.

    Rechtsanwalt Andrzej Turczyn – Präsident von ROMB – erklärt den Entwurf zum Waffengesetz: http://www.se.pl/wydarzenia/kraj/sttrzelba-w-kazdym-domu-byc-moze-juz-wkrotce-tak-bedzie_422775.html

    Übersetzung auf Deutsch: http://bit.ly/1BNcoVX

  5. Die o.a. These läßt sich noch weiter untermauern: Es gibt ein Pyramidensystem. Der Verein gängelt erstmal den Schützen. Die Verbände (weitere Aufsplitterung ), die Vereine. Die Verbände müssen ihre Sportordnungen (schöööönes Wort), vom BVA genehmigen lassen…… klingelt’s?
    Zudem ist es ein veritables Arbeitsbeschaffungssystem. Zum Beispiel hat jemand in einem Bundesland einen Waffenschein (Trageerlaubnis). Diese ist zeitlich und örtlich beschränkt. Wer weiß, vieleicht wachsen mir ja nach Dienstende Hörner, oder ich habe ein Dr. Jekyll/Mr. Hyde Naturell. achja und dieser muß übeigens alle drei Jahre erneuert werden.
    Trotzdem mußte ich nebenbei noch ein Jahr im Verein absitzen um eine WBK zu bekommen. Da ich in einem anderen Bundesland wohne, inklusive Überprüfung meiner Zuverlässigkeit.
    Meine Frau und ich halten schätzungsweise einen Achtel Beamten in Dienst und Brot.

    Wieder ein Garser Blogeintrag, den ich vollinhaltlich unterschreiben kann.

  6. Passt.

  7. Lieber Tecumseh
    kenn dich nicht persönlich-trotzdem ebenso alles Gute.
    Und für meine Zufriedenheit: Tecumseh oder Tekumseh(wie zB. 6.9.)?

    • Besten Dank für Deine netten Wünsche!
      Zu Deiner Frage. Natürlich Tecumseh. Am 6.9. habe ich mich wegen eines PC Absturzes neu anmelden müssen und dabei ist mir der Fehler passiert. Solche Tip- bzw. Flüchtigkeitsfehler passieren mir leider immer wieder, wenn ich emotionsgeladen in die Tasten haue! Meist erkenne ich Fehler nachdem ich gesendet habe, aber da ist es für eine Korrektur leider zu spät.
      Man möge mir verzeihen.

      • Kein Problem, ich versuche seit Vormittag, diesen dämlichen PC zu überlisten und einen Kommentar zu diesem Thema abzugeben. Aber was sollst-die Fehlerquelle ist eindeutig der Mensch davor.

        • Da bin ich nicht sicher! Denn ich habe in letzter Zeit auch Probleme mit diesem Blog! Ich kann ihn problemlos aufrufen, aber oft kein Kommentar oder eine Antwort senden, obwohl es kurz davor gegangen ist und zu einem späteren Zeitpunkt wieder funktioniert!?! Es kommt dann immer die Meldung „Der Server wurde zurückgesetzt, überprüfen Sie die Adresse oder versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt!?! Ich verwende Firefox und weiche dann immer auf den Internet Explorer (den ich hasse) aus. Z.B. mit dieser Antwort ebenfalls!
          Jo, jo, immer des neumodische Zeig, des neumodische!
          MfG.

          • Muß ich mir anschauen (obwohl es für mich als „Anwendertrottel“ wohl nur beim „Schauen“ bleiben wird …)

            Ich arbeite mit Chrome, das funktioniert tadellos.

            • Habe zum Test meinen Kommentar um 16.45 h ohne Probleme übermittelt. Kann aber sein, dass die Länge des beabsichtigen K. die Ursache für ein Nichtübermitteln ist. Bin gespannt, ob es jetzt mit meinen Zeilen klappt.

            • Zu: „Anwendertrottel“
              Da kann ich Dir nur die Hand reichen, das bin ich auch!
              Bis jetzt habe ich angenommen, daß das Problem an meinen Einstellungen liegt und daher nichts gesagt! Aber da jetzt Kamamur ähnliche Probleme hat, bin ich nicht mehr so sicher. Eigenartig ist auch, daß bei den selben Einstellungen alles problemlos funktioniert und dann wieder nicht. Auch habe ich mit den querschuessen und unzensuriert keine Probleme. Auch bei dieser Antwort bin ich rausgeflogen und sende sie jetzt mit dem Internet Explorer!
              Keine Ahnung an was das liegen könnte!

  8. Hat dies auf Longcolt rebloggt und kommentierte:
    Wie lange wird es wohl dauern bis bei den Deutschen die „Staatshörigkeit“ herausgewachsen ist? Warum sind unter uns Sportschützen, Jägern und Sammlern immer noch Menschen für die es als Privileg gilt Schusswaffen zu besitzen?
    Wie dargaser richtiger Weise sagt ist der Staat für den Bürger da und nicht umgekehrt!
    Lest den Blogeintrag von dargaser und denkt über die Worte nach! Es lohnt sich……

  9. Habe den Artikel auf Facebook verlinkt. Er ist die grausame Wahrheit , die nur „wenige Sehende“ sehen . Meine Großmutter erlebte ersten und zweiten Weltkrieg , ein Sohn viel in Russland , Gr0ßvater wurde in Dachau interniert und zum Tode verurteilt , weil Er es wagte 1944 als Sozialist :“ Scheiss Hitler zu sagen“. Dies in seinem Hause , ein Nachbar vernaderte Ihn. Der Einmarsch der Amerikaner , verhinderte , die Vergassung. Auf meine Frage ob Er eine Wiedergutmachung erhielt für die KZ-Zeit , fragte Er nur was ist das.
    Wen wir nicht achtgeben geht es uns in kürze mit der „IS“ genauso und zwaqr noch schlimmer. Finde diese Ultra Moslem sind schlimmer als die Nazis.
    “ Wäret den Anfängen!“

  10. Staatsgläubig, Autoritätssüchtig, Schafsverhalten!
    Das wurde uns als Tugenden eingehämmert und keiner kommt auf den Gedanken, all das zu hinterfragen.
    Leute!
    Selbst denken, selbst Verantwortung übernehmen und Handeln.
    Der Staat pfeift sich einen Dreck um euch, es sei denn, ihr zahlt keine Steuern.
    Jeder Türke oder sonst irgendwas aus südlichen Ländern, läuft mit Waffen herum und schert sich keinen Deut um Gesetze.
    Für die sind wir Hampelmänner und es scheint, das sind wir auch.

  11. Lesetipp: „Is There a Right to Own a Gun?“ von Michael Huemer:
    http://spot.colorado.edu/~huemer/guncontrol.htm

    Demnächst auch auf deutsch …

  12. Das Elend der Deutschen auf den Punkt gebracht. Danke!

  13. Die IWÖ sollte eine Niederlassung in Deutschland eröffnen bevor er ganze Laden hier den Bach runtergeht.

  14. Du hast wieder einmal den Nagel voll auf den Kopf getroffen! Da gibt es nichts mehr zu sagen, außer, ebenfals: „Danke, danke, danke“!!!

  15. „Während die einen aber dieses Recht als unantastbares Bürgerrecht verstehen, sehen die anderen es vielmehr als behördlichen Gnadenakt für angepaßtes, konformes Verhalten.“

    Schön wenn sich das Problem auf einen Satz der auch bereits im Text zu finden ist herunterbrechen lässt.
    Schade das dieser Text die Schildbürger von Waffenfreihausen nicht interessieren wird…

  16. Top! Besser kann man es nicht ausdrücken!

  17. Pingback: Wahre Worte aus Österreich: Divide et impera

  18. Du sprichst mir (mal wieder) aus der Seele! Danke!

  19. Pingback: Divide et impera - GunNews

  20. Danke, danke, danke!

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