Godzilla jagt

Heute schreiben wir ja den 1. April, ein Datum wo traditionellerweise nicht alles so ernst gemeint ist wie es zunächst den Anschein hat, wo man also nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollte.

Viele ansonsten ganz seriöse Personen und Medien nutzen diesen Anlaß um auch einmal alle fünfe g’rade sein zu lassen und ganz entgegen ihren gewohnten Gepflogenheiten witzige Fehlmeldungen zu verbreiten, dies vielfach in der kindischen Hoffnung beim Leser sinnbefreite Heiterkeit hervorzurufen.

Daß das „WEIDWERK“ mittlerweile auch schon auf diesen „lustigen Zug“ aufgesprungen ist hätte ich allerdings nicht erwartet, noch viel weniger daß Dr. Peter Lebersorger gleich das ganze Editorial des aktuellen „WEIDWERK“ zum Scherzkisterl umgebaut hat: Daß er mit „Godzilla“ aber zudem noch ein weder heimisches noch hierzulande jagdbares Großwild in die Diskussion eingebracht hat ist doch hochinteressant und ein Grund für mich, Teile dieses Editorials etwas genauer zu beleuchten:

Alle Schreckens-Szenarien, die in den letzten Monaten immer wieder in Form von anonymen Schreiben oder absenderlosen Flugzetteln angekündigt wurden, werden – wenig überraschend – ausbleiben.

Offensichtlich hat die Zentralstelle Österreichischer Jagdverbände in den letzten Monaten wesentlich mehr Informationen über die bevorstehende Registrierung erhalten als verbreitet. Ich darf für mich in Anspruch nehmen was waffenrechtliche Entwicklungen in Österreich betrifft ausnehmend gut informiert zu sein, es gibt da nicht viel was mir entgeht. Anonymes Schreiben habe ich aber keines gesehen, geschweige denn eines persönlich erhalten. Auch von Flugzetteln ist mir seltsamerweise nichts bekannt, mir erschließt sich auch nicht, warum jemand in Zusammenhang mit der Errichtung des Zentralen Waffenregisters absenderlose Flugzettel verbreiten sollte. Erfreulich sind allemal die seherischen Gaben des Dr. Lebersorger, das sichere Ausbleiben künftiger Schreckens-Szenarien würde ich mich in dieser definitiven Form nicht zu prophezeien trauen.

Das BMI hat auch keine Ambition, die prophezeite Waffensteuer oder das herbeigeschriebene Verbot des Waffenbesitzes einzuführen: Dafür gibt es weder eine gesetzliche Grundlage noch eine politisch motivierte Veranlassung.

Gut. Das BMI wird sicherlich keine Waffensteuer einführen, da bin ich ganz bei Lebersorger. Wenn, dann macht das das BMF. Das Verbot des Waffenbesitzes wird allerdings nicht „herbeigeschrieben“, es wird keiner beleidigt sein wenn es nicht kommt. Daß für sinnfreie Verbote allerdings „gesetzliche Grundlagen“ nicht von Interesse sind sollte auch Lebersorger spätestens seit den Vorderschaftrepetierflinten (den „Pumpguns“) wissen, ebenso, daß eine „politisch motivierte Veranlassung“ ganz schnell gefunden ist.

Auch von „Kosten von 40 bis 50 Euro pro registrierter Waffe“ ist keine Rede.

Das ist einmal eine erfreuliche Nachricht! Leider bleibt Lebersorger aber die tatsächlichen Kosten schuldig, anonyme Einflüsterer haben mir in absenderlosen Schreiben aber ebenfalls Kosten von lediglich € 39,95/Waffe angekündigt…

Und dass laut den anonymen Prophezeiungen „die Registrierung die Vorstufe zur Enteignung sei“, erinnert uns eher an Horrorgeschichten à la Godzilla!

Nun, ich habe an dieser Stelle schon öfter darauf hingewiesen, daß die Registrierung die Vorstufe zur Enteignung ist, ist ja auch logisch und neben der Besteuerung auch der einzige Sinn dieser Maßnahme. Das hat mit Godzilla aber nichts zu tun, obwohl mir zugegebenermaßen schlechte japanische Filme aus den 1960er-Jahren wesentlich besser gefallen als EU-Richtlinien jüngeren Datums.

Bisher hat das Innenministerium verlässlich am Fahrplan der Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie festgehalten

Sollen wir uns jetzt darüber freuen? Bitte aussetzen zu dürfen!

Stellen wir eines klar: Die Jäger fürchten sich nicht vor dem Waffengesetz! Und noch weniger vor Ungeheuern à la Godzilla, die gar nicht kommen!

Die Jäger müssen sich vor dem neuen Waffengesetz, vor der Registrierung, nicht fürchten. Die Jäger nicht, die anderen Inhaber legal besessener Waffen auch nicht. Sie sollten aber schon wissen, was überhaupt vorgeht. Information täte aber not, offensichtlich gibt es ja da Fragen die von den Landesjagdverbänden bislang nicht beantwortet wurden und die deshalb zu diesem Zweck offenbar irgendwelcher obskurer anonymer Schreiben und absenderloser Flugzettel bedürfen. Wäre doch schön, könnte man solche „Godzilla-Fragen“ mit einem einfachen Hinweis auf einen aufschlußreichen „WEIDWERK“-Artikel vom Tisch fegen. Als aufmerksamer Leser des „WEIDWERK“ muß ich allerdings darauf hinweisen, daß es einen solchen Artikel meines Wissens nach nicht gibt. Oder habe ich ihn etwa überlesen?

Wer von meinen Lesern Mitglied des NÖLJV und somit Abonnent des „WEIDWERK“ ist könnte ja einmal nachfragen, wie das mit der Registrierungspflicht wirklich ist bzw. sein wird und ob das im „WEIDWERK“ auch noch vernünftig thematisiert wird, womöglich ja sogar in vergleichbarer Größenordnung wie der Stahlschrot-Blödsinn.

Solche Anfragen sollte man aber nicht anoym/absenderlos stellen. Sonst heißt man dann zum Schluß gleich Godzilla, obwohl im Impressum ganz was anderes steht.

11 Antworten zu “Godzilla jagt

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  4. Angesichts des Agierens zB. im Ministerium für Landesverteidiung (zB. in der Affähre um das Bunkermuseum oder um deaktivierte Kriegswaffen) ist das Gottvertrauen welches aus diesem Artikel spricht zumindest bemerkenswert.

    Dem Zweck und Anlass dieses plötzlichen Aufklärungsbedürfnisses im Weidwerk haben Sie vermutlich richtig erkannt. Wer jahrelang durch Schweigen auffält, und dann plötzlich sowas liefert, verfolgt damit einen bestimmten Zweck oder ist gehorsamster Diener von Akreuren im Hintergrund.

    Der Artikel ist vermutlich auch eine Begrüßungsfanfare für Josef Pröll als NÖ LJM ab 1. April 2012!

    • An Gottvertrauen mangelt es mir nicht, beim Vertrauen in die Politik sieht es da aber schon ganz anders aus.

      Natürlich sollte es so sein, daß ein gesetzestreuer Bürger vom Staat nichts zu befürchten haben sollte und daß auch die Registrierung der Waffen keinen Anlaß zur Besorgnis geben sollte. Sind ein bißchen viele „sollte“, nicht wahr?

      Ich informiere hier über Fakten, die trenne ich aber deutlich von meiner Meinung und von meinen Befürchtungen. Und die hege ich zur Genüge, wie man auch deutlich nachlesen kann.

      Es ist Fakt, daß die Waffenregistrierung beschlossen wurde, ebenso, daß die Landesjagdverbände darüber nicht (oder nur höchst ungenügend) informiert haben. „Cui bono?“ ist einer der Leitsätze in diesem Blog, aber in diesem Artikel nicht die Hauptsache. Das ist die Tatsache, daß anstatt seine Mitglieder seriös zu informieren der NÖLJV abstruse Fabelwesen auferstehen läßt. Das wollte ich aufzeigen, nicht die Grauslichkeiten, die die Registrierung möglicherweise mit sich bringen wird. Die habe ich ohnehin schon oft genug aufgezeigt und werde sie auch weiterhin aufzeigen.

      Als „Begrüßungsfanfare“ war das nicht gedacht, wobei ich mir von Pröll erwarte, daß es wenigstens nicht noch schlimmer kommen wird. Man wird bescheiden.

      • Sorry für das sprachliche Missverständnis!
        Mit „diesem Artikel“ meinte ich den Besagten des Anblick und nicht Ihren Blogeintrag!

        Ein wesentliches Risiko in der neuen Gesetzeslage wird mE. der Wechsel handelnder Personen sein. Minister und deren Bürokratie kommt und geht, das Einfallstor für Machtmissbrauch bleibt.
        Die Rechtsansichten des BMLV zu Zielfernrohren, deaktivierten Kriegswaffen und dem Steyr SSG sollten Warnung genug an die Jägerfunktionare sein.
        Wenn sich ein neuer Innenminister kommt, und das wird schon bald sein, wird, es eine neue Lage geben. ZB. wenns wieder ein waffenablehnender cholerischer Zivildiener wird, der Laptops an die Köpfe seiner Beamten zu werfen pflegt.

  5. Da ich inzwischen auch WW-Abonnentin bin, harre ich der Ankunft der Zeitschrift und werde vielleicht einmal, boshaft wie ich bin, nachfragen. Dauert halt etwas, bis die in Piefkonien aufschlägt, aber immerhin. Ich frag mich, warum der NÖLJV unbedingt meine Piefke-Anschrift haben wollte und die Jagdkarte nicht auf meinen Wohnsitz im Burgenland ausgestellt hat. Sei’s drum.
    Im übrigen frag ich mich, wann die Piefkes wieder den Straftatbestand der Republikflucht einführen … bei der Aufregung über die zugegebenermaßen geniale Aktion der Schweizer (Haftbefehle gegen Piefke-Steuerfahnder) und der Steinbrück’schen Kavallerie drängt sich die Frage geradezu auf.

    (Der Seitenhieb sei mir verziehen …)

  6. Das ist wieder einmal ein hervorragender Kommentar. Es soll ja (rechtzeitig hoffe ich) eine Informationsbroschüre des BMI zur Registrierung kommen, wo die Jäger, die Sportschützen mitarbeiten dürfen. Daß die IWÖ auch dabei sein darf, ist zu erwarten, sonst hätte diese Informationsbroschüre überhaupt keinen Wert.

  7. Vielleicht war das ganze vom Weidwerk nur eine Meldung zum 1. April.

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